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Geschrieben von Iwellius am 02.06.2003 um 13:17:

  Kreative Bankrotterklärung

Hallo zusammen!
Vorab: ich bin neu hier und begeistert zu sehen, dass es endlich ein vernünftiges deutsches Oldfield-Forum gibt, um seine Meinung Kund zu tun.

Das will ich dann auch gleich mal tun, weil es mich schon sehr interessiert, was ihr zu meiner Meinung zu den aktuellen Veröffentlichungen Oldfields sagt.

Also zum Thema TB30:
Seit ca. 11 Jahren bin ich begeistert von Oldfields Musik und habe (denke ich) auch alle seine Musik gehört bzw. in meinem Schrank.

Ich finde TB2003 ist eine Bankrotterklärung an die Kreativität, die schon mit "Millennium Bell" eingeläutet wurde.

Aufnahmetechnisch ist die Scheibe selbstverständlich auf dem neusten Stand und auch den Flair der 70er Jahre hat sie durch das Remake keineswegs verloren. Von daher ist die scheibe vom Klang her wirklich gelungen, aber ich höre TB1 in erster Linie wegen der Komposition, nicht wegen dem ausgefeiltesten Klang - guten Klang auf alten Ideen machen kann ja heutzutage jeder, der über einen Kurzweil-Synthi und dem 600Mhz-CPU verfügt.

Aber mal im Ernst: hat denn da wirklich irgend jemand drauf gewartet? Als ich letztes Jahr im Einklang mit Tr3s Lunas hörte, er wolle das tun, dachte ich mir nur "Och neeee, nich noch ne Glocke", weil ich meine: TB1, Orchetstral TB, TB2 (war wirklich eine Tolle Idee, die Grundschemata von TB1 für eine neue Komposition zu verwenden), TB3 (naja okay) ... Millennium Bell (wie tief muss man sinken), Best Of Tubular Bells (total bescheuerte Zusammenstellung) ...

... um meine Meinung bez. T2003 und TB30 auf den Punkt zu bringen:
Es langt langsam mit den Röhrenglocken - neue Ideen müssen her und zwar nicht ibizianisches Trancegestampfe oder noch mehr spährische Klänge, die so spährisch sind, dass sie die Bodenhaftung verlieren.
Oldfield hat eigentlich seit Songs of Distant Earth den Sinn für kernige, frische und vor allem EIGENSTÄNDIGE Melodien verloren - er scheint praktisch in Rente gegangen zu sein und wie ein Altkünstler auf seine früheren Werke zu blicken und von einem 5-jahres-Jubiläum zum nächsten darauf rumzureiten.
Seine Musik zeichnete sich noch nie durch technische Ausgereiftheit aus, das sagt er sogar selbst. Seine Stärke waren gerade die Grundideen, die die großen 20-Minutenstücke ausmachten.

Da nützt auch kein Computerspiel was - damit macht er sich nur lächerlich.

Das Schwierige am Komponieren ist nicht die technische Ausgereiftheit, sondern die Findung der Grundidee...
Oldfield war damals in der Lage, viele kleine Ideen auf geniale Weise zu großen, zusammenhängenden Symphonien zu verschmelzen, ohne dass insich der Bezug zu bestimmenden Grundthemen fehlte.

Heute macht er nur noch Euro-Lala oder halt 'Re's in jeder Art und Gattung ... schade.

Iwellius.



Geschrieben von Kraulchen am 02.06.2003 um 13:26:

 

Ich sach nur: abwarten.
Ich bin mir sicher, daß in wenigen Jahren mal wieder ein Album kommt, was - sehr vorsichtig ausgedrückt - einfach zu innovativ für uns ist. In das man reinwachsen muß, wie in Amarok.
Etwas, das so unwahrscheinlich neu ist, daß es kein Schwein kauft.



Geschrieben von Iwellius am 02.06.2003 um 13:34:

 

Naja, er wird ja auch älter - es wird Zeit!
... aber Amarok war (beinahe) so genial wie TB. Einfach nur göttlich, wie das Album zum Positiven und Negativen zerrissen wurde.

Ich wage zu bezweifeln, dass WEA Spanien etwas derartiges vertreiben würde, wenn der Erfolg nicht garanitert wird.
Vigrin war ja damals in gewisser Hinsicht sein eigen und ich kann mir vorstellen, dass er auch ein Stückweit Narrenfreiheit hatte.



Geschrieben von Zephro_C. am 02.06.2003 um 19:53:

 

Hm, was kann ich dazu sagen ... Sicher, der Meister ist ruhiger geworden. Es dürfte aber auch jedem bekannt sein, dass ihn Synthetische Sounds schon immer fasziniert haben. Er ist scheinbar auch ein Midi Fanatiker, wenn man es so sieht. Daher wundert es mich nicht mal, das er Gefallen Findet, an dem Ibiza Gestampfe, wie du sagst. Ich mag das ja eigentlich auch nicht. Das Beste Album, welches er mit solchen Sounds zusammen gebracht hat war immernoch Songs of a Distant Earth, wo er ja seine traditionelle Spielweise mit den sphärischen Klängen vermischt.

Was das Videospiel angeht ... naja, hätte man auch besser machen können, hätte dann aber auch eine ordentliche Stange Geld gekostet. Aber ich denke, ein experiment war es wert und manche Soundfitzel die in dem Spiel enthalten waren, waren ja wirklich nicht schlecht. Am besten gefiel mir dieser kurze Klavier Schnipsel. Ich glaube piano 1234lkhdfg oder so ähnlich hieß der.

Was TB betrifft so kann ich Mike da schon gut verstehen. Er ist ja irgendwo doch ziemlich gründlich, wenn er was macht. Er war mit der Platte nicht zufrieden und wollte sie scheinbar schon relativ früh nochmal neu aufnehmen, so wie ich das sehe. Man sieht es ja an Ommadawn und Herest Ridge, wie TB damals schon hätte werden können, wenn Mike mehr Zeit gehabt hätte. An sich ist TB '03 ja auch nicht schlecht. Besonders diese Nervigen übergänge gefallen mir jetzt, weil man sie jetzt auch anhören kann, ohne Kopfschmerzen zu kriegen.

Insgesamt glaube ich eigentlich auch, dass er uns nochmal überraschen kann. Er ist hald in letzter Zeit scheinbar etwas faul geworden.

Was die Alben nach Ich fand, dass Voyager kein schlechtes Album war. Es ist hald teilweise schon etwas zu rund und plätschert so etwas zu ruhig dahin. Guitars war auch kein schlechtes Album was die Melodien betrifft. TB 3 ... kann man drüber streiten. Hat auch ein paar gute Songs. MB ... find ich auch scheiße, aber es war ein Konzeptalbum. Tres Lunas ... Da hat er uns das Beste vorenthalten und nur den Mist auf die CD gebracht. TB 2003 endlich mal wieder ein Lichtblick.

sorry, bin etwas lang ausgeschweift.



Geschrieben von Fazer__1000de am 04.06.2003 um 22:43:

 

Zitat:
Original von Zephro_C.

Insgesamt glaube ich eigentlich auch, dass er uns nochmal überraschen kann. Er ist hald in letzter Zeit scheinbar etwas faul geworden.



In der Tat,
scheinbar fehlt im das Auftreten und experimentieren in Clubs (wie vor seinem bekannt werden) um zu testen wie seine Musik wirkt. Branches von Sallyangie enthält ja schon Themen von Amarok. Ich wünsche mir etwas wie Incantations oder Amarok. Obwohl, als Incantations heraus kam, konnte ich zuerst garnichts damit anfangen (zartes alter von 13j.). Heute höre ich es immer wieder gern und laut:-)). Das von den meisten so so zerrissene Heavens Open ist auf seine ganz eigene Art auch genial. Vielleicht (hoffentlich) überrascht er uns mit einer Mischung,

Thomas



Geschrieben von Zephro_C. am 05.06.2003 um 13:08:

 

Ich verstehe auch nicht warum Haven's Open immer so kritisiert wird. Erstens finde ich, dass Mike wirklich eine gute Stimme hat und für sein erstes Album, und ich glaube auch einziges, auf dem er selbst singt hat er seine Sache wirklich gut gemacht. Zweitens ist Heaven's Open einer meiner absoluten Lieblingssongs von Mike. Wenn ich so drüber nachdenke steht er sogar an erster stelle. Ich bekomm immer Gänsehaut wenn ich ihn höre. Der Rest vom Album ist eigentlich auch nicht schlecht.

Haven's Open ist zwar nicht unbedingt eins seiner Glanz alben aber es ist auch nicht so schlecht wie meiner Meinung nach Islands oder MB oder auch Tres Lunas (wo er uns, wie schon gesagt die besten Tracks vorenthalten hat um sie in sein Spiel zu packen. Hätte er besser nicht gemacht.)



Geschrieben von Ramon am 06.06.2003 um 00:57:

 

Heaven`s Open ist definitiv eines von Mikes besten Nicht- Meisterwerken. Die ersten drei Alben plus Amarok stehen für mich einfach in einer Extrakategorie. Die hat jemand gemacht, der kompositorisch auf einer Ebene mit Sibelius steht und der darüber hinaus auch noch einen ganz eigenen Sound hat und eine eigene emotionale Sprache beherrscht.
Ich bin aber froh, daß Mike eben auch immer mit neuem experimentiert und nicht jedes Mal den Anspruch hat, das ultimative Meisterwerk zu schaffen. Klingt seltsam, oder? Aber mit einem Perfektionsanspruch wäre so ein schräges Stück wie "music from the balcony" nie entstanden. Das Stück ist im Gegensatz zu Ommadawn etc. alles andere als perfekt. Es ist eine verrückte Spielerei mit Effekten und Sounds und hat bewußt ein paar trashige Momente. Das Stück ist für mich ein bewußt spontan und launisch dahingerotzer (aber trotzdem inspirierter) Nachtrag zu Amarok. Nebenbei ist Mikes Stimme besser als die aller Gastsänger/innen auf Islands und Earth Moving (alles so glatte Stimmen). Heaven`s Open enthält meine Lieblings- Vocalsongs. Die Islands und EM- Songs sind größtenteils quietschbunter Pop, teilweise an der Grenze zum Schwülstigen (B. Tyler!!), während die Songs auf HO wesentlich mehr Format haben und sehr geerdet wirken.
Ich mag das Album wegen seinem rauhen Feeling, wegen Mikes Stimme und weil es sich aufgrund der fehlenden ausufernden Harmonien (trotz großem Instrumental) deutlich von Mikes sonstigen Alben unterscheidet.



Geschrieben von Zephro_C. am 06.06.2003 um 22:07:

 

Wobei ich glaube, dass Islands furchtbar gewesen wäre wenn Mike es selbst gesungen hätte. Da hat er sich eigentlich mit Bonny Tyler schon dir richtige ausgesucht.

Da fällt mir ein. Mike singt doch auch bei Pictures in the Dark, oder?



Geschrieben von Ramon am 07.06.2003 um 01:32:

 

Mike singt bei PITD nur eine Zeile: "Pictures in the dark I see". Der Rest ist von Barry Palmer (und Anita natürlich)



Geschrieben von Torsten am 07.06.2003 um 03:01:

 


Also mir hat nach den letzten Scheiben TB 2003 sehr gut getan. Hatte sie mir etwas anders vorgestellt. Das Stück wirkt auf mich zu Synthetisch. Aber so muss Musik von Heute wohl klingen, sonst wird sie nicht vermarktet.

Grüße
Torsten



Geschrieben von Connor am 07.06.2003 um 07:19:

 

Zu Millenium Bells gab’s ein Interview indem er sagt "..es ist definitiv das letzte Album mit Bells..., soviel dazu. Ich bin von der reinen Computer generierten Musik schon ein bisschen enttäuscht, aber ist halt ein geiles Teil was er sich da zugelegt hat. Saxophon hören, auf Tasten klimpern. Ich muss @Iwellius vollkommen zustimmen.



Geschrieben von Bene am 07.06.2003 um 12:40:

 

Hi

"..es ist definitiv das letzte Album mit Bells..."

mhh...wenn Du ein paar Interviews der letzten 30 Jahre durchliest, wirst Du sehen, dass er dies auch nach

-TB 1973
-TB II
-TB III
-Millenium Bells......

...gesagt hat!

Warum glaube ich ihm das nicht???? :-)





Geschrieben von shaddow am 25.08.2007 um 21:22:

 

also ich schreib mal kurz ne antwort auf den allerersten beitrag:

ich denke, speziell 2003 war ein verlangen von oldfield selbst mal sein (wie er findet) bestes werk mal so zu hören, wie es klingen KÖNNTE. ich glaube die sache mit dem charme hat er auch gewusst, aber es war ihm ein verlangen. er sagte in einem interview, dass man im plattenladen für 2-3 monate die TB2003 ins regal tat. nach den 2-3 monaten aber wieder die alte rein taten, weil es irgendwie doch autentischer war.

was II und III betrifft: II fand und find ich eigentlich sehr gelungen, auch wenn die struktur natürlich 1zu1 ist mit abgewandelten themen. ich finds eigentlich ganz erfrischend mal so was zu hören. III hingegen gefiel mir noch nie. millenium bell kenn ich nich *gg*

aber, trotz alle dem: der meister scheint einsichtig zu sein. was ich in letzter zeit gehört habe an aussagen, gefiel mir sehr gut (die leute wollen garnicht, dass ich cool oder so bin, die leute wollen, dass ich meine musik mache, die musik die ich eben immer mache)



Geschrieben von Marten Kantus am 26.08.2007 um 18:50:

 

Natürlich hat er seit ein paar Jahren Durchhänger. War er einst auch neben der Musik unbeirrbar, schrullig und konsequent bei "seinem Ding", hat er sich mit den (kommerziellen) Poperfolgen natürlich auch viel mehr anderen Strömungen, Moden, Stilen, Leuten und Sounds geöffnet. Wer weiß, ob TB III ohne Besuche bei den Ibiza-Club-DJs je so (lächerlich) ausgefallen wäre.

Wenn man ingesamt guckt, wer in dern 70ern und 80ern große, innovative Musik gemacht hat, wird man häufig feststellen, daß es in den 90ern plötzlich fade wurde, nicht zuletzt auch aufgrund der verwendeten Technologie (z.B. bestimmte, sehr zeitgebundene und plastikhafte Synthisounds...).

Ich finde, das kann man einem nachsehen, der sich immer noch entwickelt und verändert. Richtig schlimm ist es m.E. bei Bands, die sich dann wirklich nur noch auf niedrigem Niveau wiederholen (wie z.B. der Schöneberger Musikmetzgerei "Froese und Sohn").

Oldfield hat noch Potential, weil er tatsächlich Komponistenqualitäten hat und nicht bloß (sogar eher weniger) Musiker ist. Mit einem Orchsterwerk wie "Music of the Spheres" könnte auch völlig neue Qualität aufkommen. Bedenkt man, daß die meisten Komponisten der Musikgeschichte von Rang ihre wirklichen Meisterwerke meist deutlich jenseits des 50. Lebensjahrs geschrieben haben, ist also im Falle Oldfield noch alles offen.

Dem Pop dürfte er mit der Zeit aber wieder verloren gehen, das ist nicht wirklich sein Metier. Ist ja eh längst ein toter Acker, die 3-Minuten-Unterhaltung, und dafür ist sein Talent (zu Struktur etc.) wirklich zu schade.

Er hat auch einigen Müll produziert, aber jedesmal anderen Müll. Davor zieh ich zwar keinen Hut, aber schon mal eine Mütze.


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